Mit diesem Werk gelingt Alfred Döblin der entscheidende Durchbruch: Berlin Alexanderplatz, erschienen 1929, ist der deutschsprachige Großstadtroman schlechthin, ein Meilenstein der Moderne, dessen Wirkungsgeschichte andauert. Doch zu einer Veröffentlichung des Buches wäre es fast nicht gekommen.
Schlagwort: Roman
Ein rastloser Traumjäger
Ein Bildungsroman en miniature: Maylis de Kerangals Porträt eines jungen Kochs führt die Lesenden in die ebenso faszinierende wie fordernde Welt der Restaurantküchen. In sinnlich-präziser Sprache wird aus dem Leben des jungen Mauro erzählt, der seinen Traum von einer Karriere als Koch der stets unerbittlichen Wirklichkeit abringen muss.
Sterben und Weiterleben
Wenn sich Literatur mit kontroversen Gegenwartsdiskursen auseinandersetzt, erschlägt der Inhalt oft die Form. Aber es gibt wohltuende Ausnahmen: Die Französin Maylis de Kerangal hat einen Roman geschrieben, der auf kunstvolle Weise ein heikles Thema unserer Gegenwart verhandelt. Die Lebenden reparieren erzählt multiperspektivisch und in klassizistisch geschliffener Prosa von den Umständen der modernen Transplantationsmedizin.
Du wirst meiner Liebe nicht entgehen
Anna Kavans Eis ist ein postmoderner Klassiker der englischen Literatur, der nun endlich auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Vor dem Hintergrund einer gefrierenden Welt wird hier das männliche Streben nach Dominanz und Unterwerfung der Frau dekonstruiert, das sich nur zum Schein als romantische Liebessehnsucht tarnt.
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Overcoming Dostoevsky
Keinen anderen Schriftsteller konnte Vladimir Nabokov so wenig ausstehen wie Fjodor Dostojewskij. Und doch hatte er den Ehrgeiz, den ungeliebten älteren Kollegen auf dessen eigenem Terrain zu schlagen. Nabokovs früher Berlin-Roman Verzweiflung erzählt die Geschichte eines Mörders, der ganz ähnlich wie Raskolnikov in Verbrechen und Strafe allmählich an seinem eigenen Wahn zugrunde geht.
Die Schrecken der Provinz
Marie NDiaye zählt zu den bedeutendsten Gegenwartsautorinnen Frankreichs. Ihre Romane, Erzählungen und Theaterstücke erscheinen oft rätselhaft und surreal, geprägt von einem strengen Formwillen. In der Novelle Ein Tag zu lang verschwinden am Ende eines Sommerurlaubs auf dem Land Frau und Kind des Pariser Lehrers Herman. Der Verzweifelte begibt sich auf die Suche nach seiner Familie, doch bald wird er immer mehr von einer seltsamen Dorfgemeinschaft absorbiert.
Popo-Poetologie
Witold Gombrowicz‘ Ferdydurke ist ein singulärer Roman der Weltliteratur. Hier wird geblödelt und infantilisiert, was das Zeug bzw. der Popo hält. Doch dieser Klassiker der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts ist mehr als bloß eine Abrechnung mit dem Kulturbetrieb und der Gesellschaft der Vorkriegszeit.
Ein Leben für den Widerstand
Ein gelungenes Experiment, belohnt mit dem Deutschen Buchpreis 2020: Die Autorin Anne Weber hat ein buchlanges Versepos vorgelegt. Aber keine klappernden Hexameter künden hier von den blutigen Taten alter Recken. Stattdessen erzählt Annette, ein Heldinnenepos frei von Schwulst und Pathos die wahre Geschichte der Französin Anne Beaumanoir, die sich als junges Mädchen der Résistance anschließt und später für ein freies Algerien kämpft.
Lost Places und verlorene Seelen
Der zweite Roman des schwäbischen Autors Kai Wieland, Zeit der Wildschweine, ist wieder ein Wurf: Die Suche nach Lost Places in Nordfrankreich wird für den Reisejournalisten Leon zur Erkundung des eigenen Ich. Doch kein schnöder Selbstfindungsroman mit simplen Botschaften erwartet hier die Leser*innen, sondern eine raffiniert erzählte, tiefgründige und sprachlich wunderschöne Erzählung über die Schwierigkeit, das Leben sinnvoll zu gestalten.
Aufbruch ins Unbekannte
Berühmt geworden ist die us-amerikanische Autorin Jhumpa Lahiri mit Erzählungen und Romanen über Migrationsschicksale und ein Leben zwischen den Welten. Nun hat sie etwas außerordentlich Mutiges gewagt: Einen Wechsel von der englischen zur italienischen Sprache. Ihr neuer Roman – der erste auf Italienisch – erzählt klug und wundervoll poetisch vom Versuch einer weiblichen Selbstfindung.