Es gibt in diesem Jahr gleich doppelten Anlass, an Marlen Haushofer zu erinnern: Ihr Geburtstag jährt sich zum hundertsten, ihr Todestag zum fünfzigsten Mal. Neben den großen Romanen dieser außergewöhnlichen Schriftstellerin sollte man auch unbedingt ihre kürzere Prosa lesen. Die Novelle Wir töten Stella ist ein flirrendes kleines Meisterwerk, das die patriarchalisch-bürgerliche Geschlechterordnung der Nachkriegszeit schonungslos offenlegt.
Kategorie: Moderner Klassiker
Warten auf die Barbaren
Dino Buzzatis Klassiker über einen jungen Leutnant, der sein Leben mit dem Warten auf die entscheidende Bewährungsprobe verplempert, ist einer der großen existentialistischen Romane des 20. Jahrhunderts. Zugleich aber lässt sich Die Tatarenwüste aus dem Jahr 1940 als Reflexion über das unpolitische Wegschauen und Nicht-Wahrhaben-Wollen in Zeiten des Faschismus lesen.
Popo-Poetologie
Witold Gombrowicz‘ Ferdydurke ist ein singulärer Roman der Weltliteratur. Hier wird geblödelt und infantilisiert, was das Zeug bzw. der Popo hält. Doch dieser Klassiker der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts ist mehr als bloß eine Abrechnung mit dem Kulturbetrieb und der Gesellschaft der Vorkriegszeit.
If you can make it there…?
Ann Petrys Roman Die Straße aus dem Jahr 1946 ist ein Klassiker der afroamerikanischen Literatur, der jetzt in einer wunderbaren Übersetzung endlich auf Deutsch vorliegt. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrem Sohn in Harlem die Erfüllung des Amerikanischen Traumes sucht, dabei aber immer wieder mit der harten Realität von Rassismus und Sexismus konfrontiert wird.
Ein Einzelgänger, aus der Zeit gefallen
Arno Schmidt gilt als schwieriger Autor, nicht ganz zu Unrecht. Doch diesen Solitär der Nachkriegsliteratur, der nicht nur an den Expressionismus der 1920er Jahre, sondern auch an die Erzählexperimente der Romantik anknüpft, sollte man unbedingt lesen. Zum Einstieg eignet sich die kommentierte Edition seiner frühen dystopischen Erzählung Schwarze Spiegel.
Ein auswegloses Leben
Mit Richard Wrights Sohn dieses Landes wurde 1940 zum ersten Mal in der Literaturgeschichte das Werk eines afroamerikanischen Autors zu einem kommerziellen Erfolg. So kraftvoll der Roman auch nach 80 Jahren noch wirkt, seine ästhetischen und ideologischen Schwächen sind unübersehbar.
Geschichten vom Ende des Krieges
In ihrem autobiographischen Buch Der Schmerz erzählt Marguerite Duras von ihrer Zeit im Umfeld der Résistance kurz vor und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Eindrucksvoll schildert die französische Autorin das qualvolle Warten auf ihren verschollenen Ehemann Robert, aber auch die Folter von NS-Kollaborateuren, an der sie als Mitglied der Widerstandsbewegung beteiligt gewesen ist.
Zurück in die Zukunft
Um die viel beklagte Krise des Romans und seines eigenen Schreibens zu überwinden, stürzt sich Alfred Döblin in die tiefste Vergangenheit der Weltliteratur. In uralten indischen Epen findet er Anregung für seine Verserzählung Manas, in der von Tod und Wiedergeburt erzählt wird, von Errettung durch Liebe und der Frage, was den Menschen zum Individuum macht.
Ein spektakulärer Mordprozess
Nach seinen fabulierfreudigen Großromanen wagt sich Alfred Döblin an etwas Neues: In einer halbfiktionalen Reportage geht der Autor einem realen, skandalösen Kriminalfall im Berlin der 1920er Jahre nach. Milieuschilderung und literarischer Stil des Textes weisen bereits auf Berlin Alexanderplatz voraus.
„Was wird aus dem Menschen, wenn er so weiterlebt?“
Umweltzerstörung, technologischer Wandel, Überbevölkerung, Migration – die Themen in Alfred Döblins ambitioniertem Zukunftsroman Berge Meere und Giganten von 1924 könnten kaum aktueller sein. Denn nach wie vor leben wir in revolutionären Zeiten, die nach einer Neubestimmung des Verhältnisses von Mensch und Gesellschaft, Technik und Natur verlangen. „„Was wird aus dem Menschen, wenn er so weiterlebt?““ weiterlesen